Die Technik

Bewässerung

Um Obst produzieren und lagern zu können benötigt es spezielle Technik. Zunächst muss bei der Produktion alles aufeinander abgestimmt sein, um gute Qualitäten zu erlangen. Hierzu zählt der sortenspezifische Baumschnitt, Wurzelschnitt und Pflanzenschutz. Außerdem beansprucht die Baumstreifenpflege einen Großteil der Arbeitszeit, da im ökologischen Anbau keine Herbizide, sprich Unkrautvernichtungsmittel, eingesetzt werden dürfen.

 

Das nahegelegene Fehmarn ist die sonnenreichste Insel Deutschlands und nicht deutlich weniger Sonnenstunden bekommt der Obsthof-Lafrenz davon ab. Das bedeutet auch ein leicht geringerer Jahresniederschlag als im restlichen Deutschland, ca. 550 bis 600 mm. Die Endmoränenlandschaft zeichnet sich dadurch aus, dass der Boden viel Sand enthält, das bedeutet zum einen, dass eine gute Durchlüftung und eine dementsprechend gute Bodenstruktur vorliegt. Allerdings kann es im Sommer bei längeren Trockenphasen zu Defiziten in der Wasserversorgung der Bäume kommen, weil der Boden nicht genug Wasser speichern kann. Um dem entgegen zu wirken, wurde schon in den 1980er Jahren ein Brunnen gebohrt, der aus einer Tiefe von 36m Wasser fördert. Dieses wird über Rohrleitungen zu den Plantagenparzellen geleitet und über Tropfschläuche in jeder Reihe ausgebracht. So werden der Wasserknappheit entgegen gewirkt und vor allem bei Kirschen kann dadurch die Fruchtgröße positiv beeinflusst werden.

 

Kühlung/Lagerung

Nach der Ernte geht es darum, dass an den erzeugten Produkten genug verdient wird, um investieren zu können. Hierfür müssen gute Qualitäten geliefert werden. Diese Qualitäten können nur durch geeignete Technik erhalten werden, denn sobald der Apfel gepflückt ist, fängt er an zu reifen und zu altern, sprich er verliert an Qualität.

 

Um diesen Prozess zu verlangsamen, ist eine optimale Lagerung notwendig. Zunächst muss die Ware gekühlt werden.

Bevor die ersten Äpfel, Birnen, Erdbeeren, etc. zum Kühlen kommen, sollte der Kühlraum vorgekühlt werden, damit sich der Boden abkühlt.

 

Der Obsthof Lafrenz hat als einer der ersten Betriebe überhaupt auf eine Kälteanlage ohne Klimagase im Jahr 1998 umgerüstet und basiert auf der Kühlung mit Kaltwasser, welches aus Binaer-/Floeis (Glykol +Wasser) besteht.

 

Die gesamte Kühlung besteht im Groben aus Verdichter, Verdampfer und Kondensator. Der Verdichter befindet sich im Maschinenraum außerhalb des Kühlraumes und presst/verdichtet, ähnlich wie ein Kompressor, das Kältemittel(Ammoniak). Dabei entsteht Wärme. Das erwärmte Kältemittel wird dann durch den Kondensator geleitet, um wieder auf Raumtemperatur abgekühlt zu werden. Dieser ist wie ein Autokühler aufgebaut und befindet sich außerhalb des Gebäudes.  Das verdichtete Ammoniak (NH4) wird durch Kühlrippen geleitet und Ventilatoren sorgen für Luftzirkulation durch eben diese.

 

Danach wird das verdichtete NH4 zu den Eistrommeln geleitet. Diese bestehen aus zwei verschieden großen Rohren die ineinander geschoben sind. In dem Zwischenraum dieser beiden wird das Ammoniak durch ein Ventil verdampft, was den Effekt hat, dass schlagartig Kälte frei wird. Diese Kälteenergie wird an das Binaereis weitergegeben, welches durch das innere Rohr gepumpt und von diesem abgeschabt wird, sodass eine Art Crush-Eis entsteht. Das Binaereis wird dann zurück in den 60m³ großen Eisspeicher gepumpt, der gut isoliert als Kältespeicher fungiert. Soll ein Raum gekühlt werden so wird aus diesem Speicher Eiswasser durch den im Raum befindlichen Verdampfer gepumpt und die Kälte an den Raum abgegeben.

 

Das besondere an der Eiswasserkühlung mit Binaereis liegt im Temperaturunterschied zwischen Kühlmittel und Raumsolltemperatur. Bei Standardkühlungen liegt die Temperatur am Verdampfer bei ca. -6°C und um eine Solltemperatur von +1,5°C zu erhalten. Da bei Dauerkühlung die Temperatur im Raum verständlicherweise auf -6°C abfallen würde werden zeitlich begrenzte Kühltakte eingestellt und somit pendelt die Temperatur im Raum immer zwischen +1°C und +2°C.

 

Bei der Kühlung mit Binaereis wird zum einen mit einer Eistemperatur von -3,5°C gearbeitet und dieses wird permanent durch den Verdampfer geleitet. Jedoch nur so viel, dass die Solltemperatur gehalten wird und keine Temperaturschwankungen entstehen. Temperaturschwankungen bedeuten immer Stress für die Früchte. 

 

In den Verdampfern befinden sich Ventilatoren die für eine Luftzirkulation sorgen, damit die Raumtemperatur abgekühlt werden kann und die abgekühlte Luft auch dahin gelangt, wo sie gebraucht wird. Für eine optimale Durchkühlung der Früchte muss die Verpackung einheitlich sein, sprich die Kisten müssen die gleichen Maße haben, damit die Luft auch in einem Kistenblock zirkulieren kann und nicht nur außen vorbeifließt. Besonders eine Zwangsbelüftung sorgt für rasche Abkühlung, bei dieser wird die Luft mit Hilfe von Abdeckungen dazu gezwungen durch den Warenblock zu fließen und eben nicht außen herum.

 

Soll die Ware(z.B. Äpfel) länger als 3 Monate gelagert werden und trotzdem schmecken wie frisch vom Baum, ist eine Lagerung unter kontrollierter Atmosphäre (CA) notwendig. Hierzu wird spezielle Technik benötigt. Zu allererst muss der Kühlraum so abgedichtet und verschließbar sein, dass ein Gasaustausch mit der Außenluft nicht möglich ist. Des weiteren muss die Tür so verschlossen werden können, dass Unbefugte diese nicht öffnen können, um Unfälle zu vermeiden. Äpfel werden bei Sauerstoffwerten unter 2% langzeitgelagert, unter ultra-low-oxygen (ULO) Bedingungen, weshalb man auch von CA-ULO Räumen spricht. Da die Umgebungsluft 21% Sauerstoff enthält, wird deutlich, warum der Raum gasdicht sein muss. Um diese niedrigen Sauerstoffkonzentrationen zu erreichen, wird mit Hilfe eines Separators der Sauerstoff durch Kohlefilter aus der Luft gefiltert und an dessen Stelle tritt der reichlich vorhandene Stickstoff. Alternativ kann der Raum auch mit Stickstoff geflutet werden, welches dann den Sauerstoff verdrängt.

 

Sollen Äpfel eingelagert werden, empfiehlt es sich, diese zu allererst auf die Kern-Solltemperatur herunter zu kühlen, was in der Regel um die 10 Tage dauert. Dadurch wird der Apfel langsam runtergefahren und gerät weniger in einen Schockzustand, durch welchen er Schäden erleiden könnte. Dann wird der Raum gasdicht verschlossen und der Separator eingeschaltet. Meist reicht es den Raum auf 3% 02 zu bringen, den Rest veratmen die Äpfel selbst zu CO2. Eine Steuerung schaltet einen Kompressor ein, sobald der 02 unter einen Grenzwert sinkt und bläst dann Frischluft in den Raum sodass der O2- Wert wieder steigt.

 

Um den CO2 Wert zu regulieren wird Hydrat-Kalk mit im Raum eingelagert, welcher mit dem CO2 reagiert und diesen als Scrubber-Kalk bindet. Dabei ist darauf zu achten, dass bei der Reaktion zwischen Kalk und CO2 Wärme frei wird, welche den nächstgelegensten Äpfeln schaden kann. Um ausreichend Kalk einzulagern, gilt die Faustzahl: pro Tonne eingelagerten Äpfeln ein Sack (25kg) Kalk.

 

Auch ein Absorber kann benutzt werden, um den CO2 Wert zu kontrollieren. Dieser könnte den Kohlenstoffdioxidgehalt auf 0% herabsenken, was mit dem Kalk schwer möglich ist, aber bei einigen Sorten nötig wäre.

 

Die Regeltechnik erfolgt über eine Steuerung, die mehrmals am Tag die O2- Konzentration misst. Dafür wird aus dem Lagerraum Luft zu der Messeinheit gesaugt. Dabei ist es wichtig, dass die Luftleitung mit Gefälle verlegt ist, damit sich im Schlauch kein Wasser ansammeln kann, welches im Winter gefrieren kann. Dadurch wird eine Probenziehung unmöglich und kann zu Komplikationen in der Raumatmosphäre führen. Der Schlauch sollte im Raum frei hängen. An dessen Ende befindet sich ein Luftfilter der Wasser abscheidet und das Eindringen von Schmutz und Insekten verhindert. Einmal wöchentlich sollten mit einem Handmessgerät direkt am Raum die Gaskonzentrationen gemessen werden, um Fehler zu vermeiden und die Regeltechnik zu überprüfen. Auch sind Flüssigkeitsthermometer sinnvoll, um die Raumtemperatur und Kühlung zu überprüfen. Diese sind zur optimalen Kontrolle am besten hinter dem Einstiegsfenster, welches mit einem Vorhängeschloss verschlossen sein muss, zu platzieren.

 

Bei jeglicher Kühl- und Lagertechnik ist die Protokollierung von Messdaten, am besten handschriftlich, unerlässlich. Hierdurch fallen Fehler am ehesten auf und können sofort behoben werden. Gutes und kundiges Personal ist unabdingbar, um beste Lagererfolge zu erzielen, denn über die Qualität der Lagerfrüchte wird der Preis gemacht und das ist das Kapital, welches für die nächste Saison zur Verfügung steht.

 

Verfasser Johannes Domke

Bewässerungstechnik Apfel in Blüte